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ehemaliges Unterwerk Schelztor
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In Betrieb von 1944 - 1993, im
Januar 2001 wurde der
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Anbau des ehemaligen
Schelztorgymnasiums abgerissen |
Das ehemalige
Unterwerk Schelztor war von 1944 bis 1993 in Betrieb. Bis 1984 war es die
zentrale Speisestelle im Netz. Das Unterwerk verfügte zur Erhöhung
der Betriebssicherheit über einen Reservegleichrichter, sowie über die
Möglichkeit, die primärseitige Spannung wahlweise aus zwei verschiedenen
Mittelspannungsnetzen zu beziehen.
Direkt angrenzend war der Schulhof des
Schelztorgymnasiums, auf dem sich der Verfasser ab 1977 auch befand. Er
erinnert sich noch gut daran, als Werkmeister Karl Hettich einmal zur
Pausenzeit in den Betriebsräumen war, und einen von uns neugierigen
Sechstklässler "hereingucken" ließ.
Eine weitere Besonderheit ergab sich am Obertürkheimer Bahnhof, wo sich bis 1987 die
SSB-Straßenbahn-Oberleitung mit der Obusfahrleitung kreuzte. Die
Obusfahrleitung wurde vor und hinter den Kreuzungen mittels Streckentrennern
isoliert und an der vom Obus zuerst befahrenen Kreuzung mit dem
Straßenbahn-Fahrdraht bzw. dem Schienenpotential verbunden, also von der
SSB gespeist. Der
Grund für diese Maßnahme lag in einer erhöhten Betriebssicherheit beim
Befahren
der Kreuzung. Mechanische Querverbindungen an beiden Kreuzungen sorgten
für den beim Befahren notwendigen Höhenausgleich beider Systeme. 1987
wurde im Zuge der Ortskernsanierung die Wendeschleife vom Obus neu erstellt,
die Endhaltestelle wurde fortan im Uhrzeigersinn befahren und befindet sich
seitdem gegenüber dem Bahnhof am Postgebäude. Die Fahrleitungskreuzungen
entfielen dadurch. Seit September 1994 fährt in Obertürkheim keine
Straßenbahn mehr.

Von
1944 bis 1987 kreuzte die Obusfahrleitung den Straßenbahnhfahrdraht am
Bahnhof Obertürkheim Foto: Ralf Maggi (1984)
Mit
Anschaffung der leistungsfähigeren Duo-Busse mit Gleichstromsteller (180
kW) reichte die Energieversorgung dieser Gleichrichterstation (1020 kVA /
680 V) nicht mehr aus. Deshalb wurde in
Oberesslingen (Plochinger-/Schorndorfer Str.) eine zusätzliche
Gleichrichterstation erbaut, die den Bussen eine problemlose Befahrung der
Steigungsstrecke nach Lerchenäcker ermöglichte.
1990
kamen durch die Elektrifizierung der Linien 118, 119 und 120 zwei
Unterwerke hinzu. Das Unterwerk Achalmstraße und die zugehörige
Einspeisung wurden zudem für eine mögliche Verlängerung der Fahrleitung
nach Nellingen (1,5 km) ausgelegt. Zu diesem Zweck müsste lediglich noch
ein Trenner eingebaut werden.
Als
durch die Beschaffung der O 405 GTD Duo-Busse 317-323 Ende 1990 endlich
nach Jahren wieder vollelektrischer Betrieb auf der Linie 101 möglich
wurde, zeigte sich durch häufige Abschaltungen und zu geringe
Speisespannungen in Mettingen und Obertürkheim, dass die
Versorgungsleistung erneut verstärkt werden musste.
Nachdem
ein geeignetes Gelände gefunden war, folgte daraufhin im April 1991 die
Inbetriebnahme des Mettinger Unterwerkes (Mettinger Str., in Höhe der
Weiche, hinter dem Bahndamm). Ab diesem Zeitpunkt speiste das Unterwerk
Schelztor nur noch einseitig in Richtung Stadtmitte.
1993
löste das neue Unterwerk Vogelsangbrücke das betagte Unterwerk Schelztor
ab, dem die Neckarwerke in den 70er-Jahren wegen der veralteten Technik
(Quecksilberdampfgleichrichter bis 1978, später noch als
Reservegleichrichter vorhanden) öfters die Abschaltung
androhten. Die Gleichrichterstation Vogelsang befindet sich in einem
Betriebsraum in der Rampe der Brücke.
1995
wurden die Unterwerke mit einer Fernwirkung (Möglichkeit der Abschaltung
vom Betriebshof aus) ausgestattet. Bevor dies realisiert wurde, rückte in
Notfällen der Werkleiter höchstpersönlich mit Dienst-Mercedes und
Blaulicht aus, um an Ort und Stelle abzusichern.
2003
wurde das Netzleitsystem grundlegend modernisiert und erweitert.

Überspannungsableiter
(Varistoren) zum Schutz der Unterwerke vor Überspannungen durch
Blitzeinschlag
Die
seit 1990 in Betrieb genommenen Unterwerke sind für eine Änderung der Sekundärspannung
auf 750 V vorbereitet. Eine Anhebung der Fahrdrahtspannung ist bislang nicht
beabsichtigt und durch die Einstellung des Duo-Bus-Betriebes
auf der Zollbergstrecke wohl auch nicht mehr von großem Vorteil.
Als
Streckentrenner zur Isolation der Speiseabschnitte gegeneinander dienten
bis in die 80er-Jahre die sogenannten "Holztrenner" (rechteckig
zugeschnittenes Holz als Isolator). Die bei Fahrleitungsrevisionen und
-umbauten neu eingefügten Trenner sind von leichterer Bauart und nutzen
Kunststoff als Isolationsmaterial. Ab 1999 kam eine
weitere Variante hinzu: insgesamt drei konventionelle Streckentrenner
wurden durch 'mit Strom'
befahrbare Diodentrenner ersetzt. Zwei davon befinden sich entlang der
Zollbergstraße, einer vor der Ampel an der Kreuzung
Plochinger-/Schorndorfer Str.
2013 wurden im Rahmen einer
baustellenbedingten Neuerrichtung der Fahrleitung an der Kreuzung
Neckarstraße/Kanalstraße beidseitig Diodentrenner verbaut.

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Diodentrenner
Zollbergstraße (vor der Abzweigung in die Eichendorffstraße)
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zusätzliche, über Dioden gespeiste
Kontaktflächen, ermöglichen ein
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Durchfahren ohne
Fahrstromunterbrechung
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